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Bewegender jüdischer Gesang

Tröbitz, den 12.05.2017

In dieser Woche hat eine 37-köpfige Reisegruppe aus Großbritannien – aus London, Manchester, Newcastle, geleitet von Isaac Breuer aus Israel, die Gemeinde Tröbitz besucht. Alle Teilnehmer sind Nachfahren von Überlebenden des sogenannten Verlorenen Transports, der nahe Tröbitz vor 72 Jahren mit mehr als 2000 jüdischen Insassen zum Stehen kam, berichtet Rainer Bauer aus Bad Liebenwerda, der Kontakt zu vielen jüdischen Nachfahren hält.

320 Zuginsassen – sie hatten die vierzehntägige Fahrt von der Haft in Bergen-Belsen bis nach Tröbitz überlebt – starben noch nach der Befreiung an Typhus und wurden in Tröbitz begraben. Unter ihnen Naftali Abrahams, Beatrix Abrahams-Goldschmidt und deren Sohn Michel Abrahams. Sie fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem jüdischen Friedhof in Tröbitz. Überlebt haben ihre sieben weiteren Kinder, die mit ihnen im Zug waren: Helene (Elzas) – sie starb 2015 und ist in Israel begraben, Irma (Tunk) – sie lebt heute in London, Rene (Masher) – er lebt heute in Manchester, Henri Abrahams – er lebt heute in Jerusalem, Rutty (Breuer) – sie starb 2014 und ist in London begraben sowie Lily (Spitzer) – sie lebt in Jerusalem.

Diese Sieben heirateten, hatten und haben selbst wieder Kinder und Enkel. Heute ist aus den Abrahams eine Großfamilie geworden. Für alle zusammen hätten vielleicht vier Reisbusse nicht einmal ausgereicht. "Daran sieht man, wir sind der lebende Beweis dafür, dass es Hitler mit seinem Plan, alle Juden umzubringen, nicht geschafft hat", zitiert Rainer Bauer ein Mitglied der Familie.

Holger Gantke, ehrenamtlicher Bürgermeister von Tröbitz, hat die Besucher im Namen der Gemeinde begrüßt. Die Schüler der evangelischen Schule in Tröbitz hatten für sie das bekannte Lied Hewenu Chalom einstudiert. Als sie ihr Lied anstimmten, sangen plötzlich die jüdischen Besucher mit. Ein sehr bewegender Augenblick. Große Anerkennung wurde den Tröbitzer Bürgern für den guten Zustand der Friedhofsanlage zugesprochen. Von der informativen Freiluftausstellung am jüdischen Friedhof waren die Besucher besonders beeindruckt. Zwar sprachen viele Deutsch und Jiddisch, doch die jüngeren Mitglieder der Familie wussten die englischen Texte auf den Stelen zu schätzen ... [weiterlesen]

 

 

Quelle: Lausitzer Rundschau vom 12.5.2017 (leh)